Buy Now, Pay Later: Drei wichtige UX-Entscheidungen
Autor: Matthias Henrichs, Director of Business Development FinTech bei intive
Die Gen Z sorgt gerade für eine steigende Beliebtheit von Buy-Now-Pay-Later. 60 Prozent geben an, dass sie BNPL der Kreditkarte vorziehen. Doch die Bezahlform führt oft zu einem Bruch der User Experience. Nutzer werden von der Händlerseite hin zum Zahlungsdienstleister umgeleitet. Die Chance, den Kunden hier zu verlieren, steigt. Das kann viele Faktoren haben. Um welche es sich handelt, erklärt Matthias Henrichs, Director of Business Development – FinTechs bei intive.
Buy-Now-Pay-Later (BNPL): Gigantischer Markt
Heute kaufen, später zahlen: Buy-Now-Pay-Later (BNPL) ist ein riesiger Wachstumsmarkt. Die angespannte wirtschaftliche Lage erhöht bei vielen Konsumenten den Bedarf nach flexiblen Zahlungsoptionen. Vor allem jüngere Onlineshopper nutzen die Möglichkeit, Produkte sofort zu kaufen und in Raten (meist ohne Zinsen) zu bezahlen: 60 Prozent der Gen-Z-Konsumenten bevorzugen den Kauf via BNPL gegenüber dem mit Kreditkarte. Aber auch ältere Generationen, die keine Kreditkarte nutzen, gehören zur Zielgruppe. Händler können dank BNPL ihren Umsatz deutlich erhöhen – insbesondere, wenn sie das Angebot mit Rabatten und Werbeaktionen verknüpfen. Um das eigene Angebot im wettbewerbsintensiven Feld hervorzuheben, ist es jedoch zentral, dass sie die User Experience in der Zahlungsabwicklung so reibungslos wie möglich gestalten. Denn dadurch, dass Kunden im Checkout-Prozess an BNPL-Zahlungsdienstleister umgeleitet werden, erhöht sich die Chance, dass sie abspringen. Das BNPL-Angebot muss nutzerfreundlich und vertrauenswürdig platziert werden. Die Benutzeroberfläche muss dabei auf ein wenig technikaffines Publikum zugeschnitten werden. Logische und zugängliche Designkomponenten sollten im Vordergrund stehen. Drei UX-Aspekte sind für Händler und BNPL-Anbieter zentral.
Zahlung mit wenigen Klicks
Der BNPL-Vorgang darf nicht länger als andere Zahlungsoptionen dauern. Neue Kunden müssen ihren Einkauf mit so wenig Eingaben wie möglich tätigen können, wiederkehrende mit nur einem Klick. Im UX-Design sollte jeder unnötige Schritt im Bezahlprozess eliminiert werden. Automatisierung bei der Vervollständigung von Zahlungs- und Adressdaten beschleunigen den Bezahlprozess. Die Zahlungsoptionen von wiederkehrenden Kunden können auf Basis ihrer vorherigen Käufe personalisiert werden.
Beim Übergang von der Händlerplattform zum externen Zahlungsprozess ist die Wahrscheinlichkeit, Kunden zu verlieren, am höchsten. Die BNPL-Umgebung sollte daher möglichst vertraut sein, beispielsweise indem Elemente der Händlerseite subtil auf der BNPL-Seite gezeigt werden. Ein Beispiel dafür ist der BNPL-Anbieter Affirm: Händler können in der Affirm-App für ihre Produkte werben – die Händlerumgebung wird in der BNPL-Umgebung erweitert. Dennoch müssen BNPL-Anbieter den Nutzern transparent aufzeigen, dass die Zahlung über einen Dritten durchgeführt wird.
Klares Design mit Wiedererkennbarkeit
Das Branding ist entscheidend, damit User in einem neuen Umfeld schnell auf das BNPL-Angebot aufmerksam werden. Der erste BNPL-Kauf ist besonders wichtig: Hat man sich einmal für einen Anbieter entschieden, wird man ihn in der Regel auch beim nächsten Mal wieder nutzen, um nicht bei verschiedenen Dienstleistern seine Daten hinterlegen zu müssen.
Dementsprechend sollte auch auf einen Blick deutlich werden, welche BNPL-Lösungen auf der Website verfügbar sind. Zahlungsanbieter sollten eine einheitliche Typografie, Farbpaletten und Botschaften verwenden, um den Nutzern vom ersten Kontaktpunkt an Sicherheit zu geben.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Marktführer Klarna, der besonders erfolgreich darin ist, BNPL für Kunden sichtbar zu machen. Das Unternehmen hat BNPL nahtlos neben den herkömmlichen Zahlungsarten in die Kassenabwicklung integriert und bietet eine eigene App sowie eine Chrome-Erweiterung an. Klarna ist für Nutzer mit unterschiedlichen Präferenzen einfach verfügbar.
Verantwortung und Vertrauen
Zahlungsanbieter müssen sich bewusst sein, dass auch kritische Stimmen zu BNPL lauter werden. Der Vorwurf ist, dass die Zahlungsoption Nutzer dazu verleitet, über ihre Verhältnisse zu leben und sich zu verschulden. Das Hashtag #klarnaschulden hat auf TikTok aktuell über 52 Millionen Aufrufe. Unternehmen sollten ihre Kunden daher dabei unterstützen, BNPL verantwortungsvoll zu nutzen. Sie müssen klar über Bedingungen und Gebühren informieren, insbesondere Erstkunden. Durch auffällige Visualisierungen und Hinweise, wann Zahlungen fällig sind und welche Gebühren bei Zahlungsverzug anfallen, kann UX kann dabei helfen, Vertrauen zu schaffen und Nutzer zu unterstützen.
BNPL bietet Kunden mehr Flexibilität bei der Bezahlung von Artikeln als andere Zahlungsmethoden. Der Erfolgskurs scheint kaum zu bremsen zu sein: 2025 werden Schätzungen zufolge 680 Milliarden US-Dollar (oder 12 Prozent aller eCommerce-Bestellungen) auf BNPL-Transaktionen entfallen. Im zunehmenden Wettbewerb der Anbieter werden vor allem diejenigen profitieren, die ein herausragendes Kundenerlebnis bieten. Die User Experience ist hierfür essenziell.